TaKeTiNa in Tanz- und Musikschulen

Tänzerinnen und Tänzer, die sich im Rhythmus bewegen

Im Zentrum von Musik und Tanz wirkt Rhythmus.

TaKeTiNa ist eine spezifische Form von Rhythmuspädagogik, von Körperrhythmik, in der Stimm-, Hand- & Fußrhythmik miteinander vernetzt werden, sodass in diesem Lernprozess zunehmend musikalische Komplexität entsteht. „Der Körper ist das Hauptinstrument.“ Musiker und Tänzer vertiefen über diese spezifische Form der Körperrhythmik ihr grundlegendes Empfinden für Pulsation und entwickeln ein profundes Gefühl für rhythmische Zyklen sowie für Improvisation.

TaKeTiNa ist eine der effektivsten Methoden zur Förderung musikalischer Kompetenzen sowie persönlicher Entwicklungen.

„TaKeTiNa verbindet das ‚Rhythmus-Wissen‘ alter Kulturen mit Erkenntnissen aus dem Bereich Musik, Rhythmusforschung, Kybernetik, Kommunikation, Gehirnforschung und Chaostheorie zu einer neuen Form menschlichen und musikalischen Lernens.“ 
(Reinhard Flatischler, der Begründer von TaKeTiNa)

Jeder Mensch trägt ein rhythmisches Urwissen in sich. Vom Anbeginn unseres Werdens wuchsen wir 9 Monate im Mutterleib in einer rhythmischen Umgebung heran (Herzschlag, Rauschrhythmik des Blutes, Gehrhythmik, Sprach- und Musikrhythmik u.a.). Unser gesamtes Zellgewebe, insbesondere unser Gehirn, ist geprägt von rhythmischen Abläufen, mal chaotisch, in der Nacht eher klar. Wie könnte man vor diesem Hintergrund behaupten, man hätte kein Rhythmusgefühl? Vielmehr stellt sich doch die Frage, welche Art von Erfahrung braucht es, um Rhythmus wieder spüren zu können und tiefer in das Rhythmuserleben einzutauchen?

In Tanzschulen kann man gut beobachten, z.B. im argentinischen Tango, dass Menschen zwar die Schrittpattern erlernen können, die Dynamik der Tanzbewegung allerdings gemacht und eher angestrengt wirkt … während es anderen Menschen anscheinend mühelos gelingt im Rhythmus der Musik mitzuschwingen … entspannt und freudig. Auch wenn die Schritte selbst nicht in Perfektion ausgeführt werden, entwickelt der Tanz dann eine berührende Bewegungseleganz.

Was braucht es also, um Rhythmus wieder auf einer tieferen Ebene zu erleben, neben all den „Notwendigkeiten“ des täglichen Übens am Instrument oder der Tanzabläufe?

„TaKeTiNa vermittelt einem Musiker das, was in der Musik am schwersten zu erlernen ist: das Spielen mit „Groove“ und „Flow“. Pulsieren und Strömen sind essentielle Qualitäten von Musik. Sie setzen eine Balance von Machen und Geschehen-lassen voraus und diese lässt sich erfahrungsgemäß am besten ohne Instrument entwickeln.

Zugleich kann TaKeTiNa Musikern helfen, mit dem Leistungsdruck umzugehen, unter dem viele von ihnen leiden. […] Auch wenn es notwendig ist, dass ein professioneller Musiker seine Stärken und Schwächen kennt, wirkt ein chronisches „Besser-Sein-Wollen“ destruktiv.

Im TaKeTiNa-Prozess kann das Erlauben von Fehlern sogar Angstbarrieren lösen. Der Lernende merkt, dass er letztendlich zu etwas Größerem vordringt, als lediglich alles ‚richtig’ zu machen.“ (Reinhard Flatischler)

Den Inhalt dieses Zitates können Sie auch auf den Tanzbereich übertragen.

„Das Hin- und Hergehen zwischen Stabilisierung und Destabilisierung bewirkt, dass die Teilnehmer aus dem Rhythmus fallen und wieder zum Rhythmus zurückkommen. Dabei können sie sich immer weiter vom willentlichen Machen lösen, und durch das kollektive Loslassen entsteht Selbstorganisation. Im Rhythmus bedeutet das, dass eine Gruppe zu jener lebendigen Präzision kommt, die durch lineares Lernen nie zu erzielen wäre – schon gar nicht mit Laien.“ (Reinhard Flatischler)

In diesem Lernprozeß , dem mehrfachen Wechsel zwischen Chaos- und Ordnungsphasen, entwickelt sich dieses tiefgreifende musikalische Selbstvertrauen, das körperlich spürbar wird. Die Teilnehmer*innen lernen, ganz in ihrem individuellen Zeitmaß, mehrere unterschiedliche Rhythmusebenen gleichzeitig wahrzunehmen. Im TaKeTiNa wird diese rhythmische Sicherheit grundlegend geschult und ein gelöster Umgang mit Fehlern kultiviert.

In diesem Entspannt-Sein geschehen erstaunlicherweise dann weniger Fehler.

Was können Musiker*innen oder Tänzer*innen im TaKeTiNa lernen?

  • Ein tiefgreifendes Rhythmusempfinden für Pulsation und Zyklus, das über das Erlernen von Rhythmuspattern und Schrittfolgen hinausgeht
  • Ein gelassener Umgang mit komplexen Situationen und die Fähigkeit kreativ und flexibel zu reagieren undzu antworten
  • Eine sinnlich-musikalische wie auch sinnlich-bewegende Präsenz, Vertrauen in das „Körperwissen“
  • Erweiterung der intuitiven Fähigkeiten zur Wahrnehmung und Gestaltung von Situationen
  • Eine unangestrengte Konzentrationsfähigkeit, Lernen im „Flow-Modus“, Achtsamkeit für das eigene Zeitmaß und Lerntempo
  • Entspannt-Sein in komplexen Zusammenhängen
  • Gelassenheit und Flexibilität im Umgang mit Fehlern
  • Eine Balance zwischen Machen und Geschehen-lassen… wieviel muss ich machen, dass es geschieht?
  • Bühnenpräsenz
  • u.a.m.

„Rhythmus ist eines der effektivsten Werkzeuge, um gleichzeitige Wahrnehmung zu öffnen … Vielschichtigkeit führt im Zustand gleichzeitiger Wahrnehmung nicht zu Stress, sondern zu Stille, zu einer soliden Basis für entspanntes Handeln. Das macht die gleichzeitige Wahrnehmung auch für jene Menschen interessant, die beruflich täglich mit einer komplexen Vielschichtigkeit zu tun haben. In der gleichzeitigen Wahrnehmung öffnet sich innerer Raum, in dem vieles möglich ist, was sonst unmöglich wäre.“ (Reinhard Flatischler)